"Wo Wacko wohnte....
...und wie Wachenheim wurde."
Mit einem Stück Wingert – wie auch anders - beginnt die geschriebene Geschichte Wachenheims. Wo sich dieser Wingert genau befand, darüber lässt sich nur spekulieren. Gewiss ist allerdings, dass ein um sein Seelenheil besorgter Franke namens Hautbald und seine Gattin Aba die fruchttragende Immobilie im Jahre des Herrn 766 dem neu gegründeten Kloster Lorsch (an der Bergstraße) zum Geschenk gemacht haben. So hat jedenfalls ein Mönch mit Buchhalterseele in einer vier Jahrhunderte später verfertigten Urkundensammlung (Lorscher Codex) die Stiftung „in Wackenheimer marca“ dokumentiert.
Das Grab einer keltischen Adligen und die in den 1980er Jahren freigelegten Relikte eines römischen Landhauses (villa rustica) beweisen, dass in dem von der Natur gesegneten Landstrich zwischen Rheinstrom und Haardtgebirge schon viel früher Menschen siedelten. Zum Beispiel auch jener Franke Wacko, der dem Weiler mutmaßlich seinen Namen gab.
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Wachenheim wird erstmals in einer Urkunde erwähnt. In der als Lorscher Codex bekannten Klosterhandschrift
ist vermerkt, dass Hautbald und seine Gemahlin Aba dem Kloster Lorsch einen Weinberg schenken, „gelegen in der Gemarkung Wachenheim im Speyergau“.
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Kaiser Konrad II. schenkt das Dorf Wachenheim an das Kloster Limburg.
1 0 6 5
Kaiser Heinrich IV. schenkt Wachenheim an den Bischof Einhard von Speyer.
1 1 5 5
Kaiser Friedrich I. Barbarossa belehnt Konrad den Staufer mit der Pfalzgrafschaft am Rhein.
1 1 . oder 1 2 . Jahrhundert
Der Bau der Wachtenburg beginnt.
1 2 5 7
König Alfons von Kastilien schenkt Wachenheim dem Speyerer Bischof Heinrich II.
1 2 7 4
Kaiser Rudolf I. schenkt die Burg seinem Schwiegersohn, Pfalzgraf Ludwig II.
1 3 1 9
Kaiser Ludwig IV., der Bayer, nimmt widerrechtlich die Pfalz in Besitz und verpfändet Wachenheim an den König
von Böhmen.
1 3 2 6
Im Vertrag von Pavia tritt Ludwig IV. die Pfalzgrafschaft an seine Neffen Rudolf II.und Ruprecht I. ab.
1 3 3 1
Die Pfalzgrafen verpfänden Wachenheim an den Grafen Berthold von Henneberg.
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Kaiser Ludwig IV. gewährt Wachenheim Stadtrechte. Er ermächtigt seinen Vetter, den Pfalzgrafen Rudolf II. (beide Wittelsbacher), den Ort mit Mauern und Gräben zu befestigen, und er verleiht Gerichtsbarkeit und Marktrecht.
1 3 4 2
Pfalzgraf Rudolf bestätigt und erweitert die Privilegien der Stadt Wachenheim.
1 4 1 0
Ruprecht III., pfälzischer Kurfürst und deutscher König, teilt seinen Besitz,die Kurpfalz, unter seinen Söhnen auf.
Wachenheim fällt an das Herzogtum Zweibrücken-Simmern-Veldenz.
1 4 1 7
Der Zweibrücker Herzog Stefan nimmt Wachenheim in Besitz.
1 4 3 6
Herzog Stefan richtet in Wachenheim eine Münzstätte ein (bis 1471 in Betrieb).
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Herzog Stefan teilt sein Land unter seinen Söhnen Friedrich den Hunsrücker und
Ludwig den Schwarzen auf. Wachenheim fällt an Friedrich.
1 4 6 4
Herzog Friedrich tritt die Wachenheimer Besitzungen an seinen Bruder Ludwig ab.
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Beginn der „Weißenburger Fehde“ zwischen Herzog Ludwig und Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz. Truppen
unter dem Kommando Johann von Berlichingens belagern Wachenheim.
1 4 7 1
Ein 16.000 Mann starkes Heer, geführt von Kurfürst Friedrich I., belagertWachenheim. Am 5. Juni 1471 nehmen
die Kurpfälzer die Stadt ein. Türme und Mauern werden zerstört, der Graben aufgefüllt. Stadt und Burg Wachenheim kommen wieder unter kurpfälzische Herrschaft. Die Stadtmauer wird später wieder aufgebaut, die Burg bleibt als Ruine liegen.
1 4 7 2
Kurfürst Friedrich I. übergibt Wachenheim seinem Kurerben Philipp.
1 4 8 9
Die Herzöge von Zweibrücken verzichten auf Burg und Stadt Wachenheim.
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Beginn des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieges.
1 5 0 4
Nach der Zerstörung der Benediktinerabtei Limburg verlegt Abt Machar die Abtei in den Wachenheimer
Münzhof. Nach dem Tod Machars richten sich die Mönche wieder notdürftig in den Ruinen der Limburg ein.
1 5 2 5
Während der Bauernkriege lagert der „Bockenheimer Haufen“ in Wachenheim.
1 5 4 4
Kurfürst Friedrich II. erneuert die alten Rechte und Freiheiten Wachenheims.
1 5 5 6
Der neue Kurfürst Otto Heinrich von Neuburg kommt zur Erbhuldigung nach Wachenheim.
1 5 5 9
Erbhuldigung für Kurfürst Friedrich III.in Wachenheim.
1 5 7 6 bis 1 5 9 2
Wachenheim gehört zum „Fürstentum Kaiserslautern“, das dem Herzog Johann Casimir nach dem Tod seines Bruders,des Kurfürsten Friedrich III., als Erbe zugefallen war. Es fällt nach Casimirs Tod wieder an die Kurpfalz.
1 5 9 2
Kurfürst Friedrich IV. erneuert den Freiheitsbrief.
1 5 9 7
Bernhard Bürklin, Schultheiß der Stadt Wachenheim, erwirbt umfangreichen Weinbergbesitz.
1 6 1 0
Der 14-jährige Friedrich V., 1613 verheiratet mit der englischen Königstochter Elisabeth Stuart, erbt die
Kurwürde.
1 6 1 8
Der 30-jährige Krieg beginnt, ausgelöst durch das „böhmische Abenteuer“ des jungen pfälzischen Kurfürsten Friedrich V., der sich in Prag zum König hat wählen lassen. Spanier, Kaiserliche, Franzosen, Schweden plündern und brandschatzen.
1 6 5 0
Kurfürst Karl Ludwig setzt Wachenheim in die alten Stadtrechte ein.
1 6 6 5
Lothringische und kurmainzische Truppen greifen Wachenheim im pfälzischen Wildfangstreit an.
1 6 6 6 / 6 7
Die Pest dezimiert die Bevölkerung.
1 6 8 0
Im Reunionskrieg besetzen französische Truppen den Ort.
1 6 8 5
Der neue Kurfürst Philipp Wilhelm erneuert die Rechte und Freiheiten der Stadt.
1 6 8 8
Der französische König Ludwig XIV. lässt seine Truppen in der Pfalz einrücken.
Der pfälzische Erbfolgekrieg beginnt.
1 6 8 9
Die Truppen der Generale Duras und Melac brennen Wachenheim bis auf die Grundmauern nieder und zerstören die Burg.
1 6 9 9
Kurfürst Johann Wilhelm erlässt der Stadt wegen der großen Zerstörungen auf Jahre hinaus alle steuerlichen Abgaben und bestätigt und erweitert die Rechte und Freiheiten.
1 7 0 1
Der spanische Erbfolgekrieg beginnt. In Wachenheim richten Franzosen und Rheinbund-Truppen eine Garnison ein.
1 7 0 3
Rathaus und Pfarrkirche werden wieder aufgebaut.
1 7 2 3
Freiheitsbrief von Kurfürst Karl Philipp,den letzten, den die Stadt besitzt.
1 7 4 2
Nachfolger von Karl Philipp wird Kurfürst Carl Theodor, der nach dem „Heimfall“ Bayerns an die kurpfälzische
Linie 1777 seine Residenz von Mannheim nach München verlegt.
1 7 8 9
In Paris revoltieren die Massen gegen das Königtum und den absolutistischen Staat: Beginn der französischen Revolution.
1 7 9 2 / 9 3
Frankreich erklärt den verbündeten europäischen Monarchien den Krieg. In Wachenheim quartieren sich
französische Revolutionstruppen ein, nach deren Vertreibung preußische Soldaten.
1 7 9 4
Am Neujahrstag fallen wieder französische Revolutionstruppen ein, plündern und misshandeln die Einwohner. Die Kirchenglocken werden abgeholt. Preußen beschießen die Stadt.
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Wieder lagern französische Truppen in der Stadt.
1 7 9 7
Wachenheim gehört zum Kanton Dürkheim, Arrondissement Speyer, Departement Donnersberg.
1 8 0 1
Am 9. Februar wird das linksrheinische Gebiet Frankreich eingegliedert.
1 8 0 3
Der Grundbesitz der Kurpfalz, des Adels, der Kirchen wird zugunsten der Nation versteigert.
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Truppendurchzüge, Einquartierungen, Requisitionen im deutschen Befreiungskrieg gegen Napoleon.
1 8 1 6
Nach der Niederlage Napoleons und gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses erlässt König Maximilian I.
von Bayern das „Besitzergreifungspatent für die Landesteile auf dem Überrhein“. Wachenheim gehört zum Rheinkreis des Königreichs Bayern.
1 8 1 8
Aus Frankreich zurückkehrende Truppen quartieren sich ein.
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Das neue Rathaus und das Wach- und Spritzenhaus werden gebaut.
1 8 3 2
Drei Tage vor dem „Hambacher Fest“ im Mai errichten Republikaner vor der Burg einen Freiheitsbaum.
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Wegen Hungersnot richtet die Gemeinde eine Suppenanstalt für Taglöhner und alte Leute ein.
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In der Pfalz bilden sich Volkswehren, ihr Panier ist die freiheitliche Reichsverfassung. Die Freischarenkorps in Wachenheim werden von Preußen vertrieben, 600 Mann nehmen in der Stadt Quartier.
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Deutsch-französischer Krieg. Einquartierungen und Truppendurchmärsche. Alle 73 Soldaten aus Wachenheim kehren aus dem Feld zurück.
1 8 8 8
Die Sektkellerei Schloss Wachenheim wird gegründet.
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Die Winzergenossenschaft und die Winzervereinigung werden gegründet.
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3./4. August: Mit dem Einmarsch der deutschen Armeen in das neutrale Belgien beginnt der erste Weltkrieg.
1 9 1 8
Der Waffenstillstand am 11. November beendet die Kämpfe. Die Monarchien stürzen, das Deutsche Reich wird
Republik. Lebensmittel und Bedarfsgüter werden rationiert. 68 Männer aus Wachenheim sind gefallen, neun vermisst. Viele kehren verwundet und krank zurück.
1 9 1 9
Französische Truppen besetzen die Pfalz und das Rheinland. In Wachenheim quartieren sich Soldaten ein. Allgemeine und freie Wahlen zum Reichstag.
1 9 3 3
Reichspräsident Hindenburg überträgt dem NSDAP-Führer Hitler die Kanzlerschaft. Die neuen Machthaber
zerschlagen die Parteien und die Gewerkschaften, bemächtigen sich öffentlicher Ämter, die staatlichen Verwaltungen bis hinunter zu den Gemeinden werden „gleichgeschaltet“. In Wachenheim wird der Bürgermeister
abgesetzt, die Ratsmitglieder von SPD und Zentrumspartei werden gezwungen,ihre Mandate niederzulegen.
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1. September: Mit dem Einmarsch deutscher Armeen in Polen beginnt der zweite Weltkrieg.
1 9 4 0
22. Oktober: Eine Gestapo-Abteilung deportiert die letzten sieben in Wachenheim lebenden Bürger jüdischen
Glaubens in das Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen.
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18. März: Wachenheim wird bei einem Luftangriff zu 20 Prozent zerstört. 48 Menschen sterben. Am 21. März besetzen amerikanische Soldaten den Ort. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmachtsführung
am 8. Mai endet der Krieg. Von den zum Kriegsdienst eingezogenen Wachenheimern sind 88 gefallen, 44 werden vermisst.
1 9 4 6
Mit Verordnung der französischen Militärverwaltung entsteht am 30. August das Land Rheinland-Pfalz.
Die Zugehörigkeit Wachenheims zu Bayern endet. Im September allgemeine und freie Wahlen zum Stadtrat.
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Die Stadt Wachenheim feiert 1200 Jahre erste Erwähnung im Lorscher Codex und 625 Jahre Stadtrecht. Das
Jubiläumskonzert ist der Auftakt für die Wachenheimer Serenadenkonzerte.
1 9 7 2
Gebietsreform in Rheinland-Pfalz.Die Stadt Wachenheim und die Ortsgemeinden Ellerstadt, Friedelsheim,
Gönnheim bilden die Verbandsgemeinde Wachenheim.
1 9 8 0
Bei Arbeiten zur Flurbereinigung in der Gewanne Osthof kommen die Mauerreste eines römischen Landguts (Villa rustica) zum Vorschein.
1 9 8 4
Das Haus Bürklin-Wolf überträgt im April der Stadt die Wachtenburg schenkungsweise. Mit der Gründung
des „Förderkreises zur Erhaltung der Ruine Wachtenburg“ beginnen die vom Landesdenkmalamt begleiteten
Sanierungsarbeiten.
1 9 8 9
Am 30. April weiht Bischof Schlembach die neue katholische Pfarrkirche ein. Deren Patronin ist die in Auschwitz
ermordete Nonne und Philosophin Edith Stein.
1 9 9 1
Am 31. Oktober wird das neue Rathaus der Verbandsgemeinde eingeweiht.
1 9 9 6
Der Trierer Wein- und Sektkonzern Reh übernimmt die Aktienmehrheit und die Markenrechte der insolventen
Sektkellerei. Diese firmiert ab Dezember 2014 nur noch als „Schloss Wachenheim AG“.
19 9 9
Die Bundesstraße 271 neu wird für den Verkehr freigegeben.
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Die Stadt Wachenheim feiert 1250 Jahre erste Erwähnung im Lorscher Codex (766) und 675 Jahre Stadtrecht (1341).
Quelle: Fritz Wendel, Geschichte der Stadt Wachenheim, Erstauflage 1967
Neu bearbeitet und ergänzt von Michael Wendel und Wolfgang Meyer,
Herausgeber Stadt Wachenheim, 2015
Bilder: Kurt E. Groß, Meckenheim
Rüdiger Bias, Wachenheim